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Weltweite Korallenbleiche bedroht einzigartige Lebensräume

16. April 2024

In den Ozeanen bahnt sich eine Tragödie mit weitreichenden Folgen an: Steigende Temperaturen lassen die Korallen ausbleichen und bringen sie in Lebensgefahr.

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Fische schwimmen in ausgebleichter Koralle
Mehr als die Hälfte aller Korallen weltweit sind von Bleiche betroffenBild: Grace Frank/Australian Institute of Marine Science/REUTERS

Nach monatelangen Rekordtemperaturen erleben die Ozeane gerade eine Phase massiver Korallenbleiche. Darauf weist eine US-Meeresbehörde NOAA hin. "Von Februar 2023 bis April 2024 wurde sowohl in der nördlichen als auch der südlichen Hemisphäre jedes großen Ozeanbeckens eine bedeutende Korallenbleiche dokumentiert", sagte Derek Manzello von der NOAA. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von zehn Jahren sei somit die biologische Vielfalt auf hohem Level gefährdet. Riffsysteme von Australien bis zum US-Bundesstaat Florida drohen demnach abzusterben.

"Da sich die Weltmeere weiter erwärmen, kommt die Korallenbleiche häufiger vor und ist schwerwiegender", sagte Manzello. "Wenn diese Ereignisse schwerwiegend genug sind oder lange anhalten, können sie Korallensterben verursachen, was den Menschen schadet, die für ihren Lebensunterhalt von den Korallen abhängig sind."

Lebensgefährliche Veränderung

Das Problem der Korallenbleiche: Bei hohen Temperaturen stoßen die farbenprächtige Korallen Algen ab, die in ihnen leben. Damit verlieren die Nesseltiere nicht nur ihre primäre Nahrungsquelle, sondern auch ihre Farbe. Die Korallen wachsen nicht mehr und können sich schlechter gegen Feinde und Konkurrenten wehren. Kehren die Mikroalgen innerhalb einer bestimmten Zeit nicht zurück, stirbt die Koralle.

Riffe sind nicht nur Lebensraum von zahlreichen Meerestieren, sondern auch wichtig für den Schutz vor Hochwasser. Zudem setzt die Forschung auf Korallen und sucht bei ihnen nach Organismen, aus denen sie Medikamente herstellen kann.

Am Great Barrier Reef in Australien seien laut NOAA inzwischen mehr als 60 Prozent der Riffe von der momentan stattfindenden Bleiche betroffen und erste Zeichen von Mortalität zu sehen. Die globale Meeresoberflächentemperatur liegt nach Daten der University of Maine inzwischen schon seit mehr als einem Jahr an jedem einzelnen Tag auf dem höchsten Tagesstand seit Messbeginn vor rund 40 Jahren. Als Hauptursache gilt Klimaexperten zufolge der menschengemachte Klimawandel. 

Hoffnung auf Erholung

Die Korallenriffe könnten sich erholen, wenn die Temperaturen sinken und andere Faktoren wie die Überfischung und Verschmutzung reduziert werden. Wissenschaftler haben inzwischen dazugelernt, wie Schadensbegrenzung funktionieren kann: So wurden etwa Korallen-Zuchtstätten in tiefere, kühlere Gewässer verlegt oder andernorts eine Art Sonnenschirme zum Schutz der Korallen aufgestellt.

Die Hitzestressüberwachung der NOAA basiert auf Satellitenmessungen von 1985 bis heute. Die derzeitige Episode der Korallenbleiche ist die vierte seit Beginn der Aufzeichungen - zuvor ereigneten sich ähnliche Vorfälle schon 1998, 2010 und 2016. Seit Anfang des vergangenen Jahres wurde das massenhafte Bleichen von Korallenriffen in den gesamten Tropen bestätigt, darunter in Florida, der Karibik, Brasilien und dem tropischen Ostpazifik.

Korallen unter Stress

aa/kle (dpa, rtr, afp)